Wenn man mit einem Pferd arbeitet, das eine Verletzungspause hatte, kann man Dressurübungen in der Reha verwenden. Das ist natürlich eine größere Herausforderung als gewöhnliches Dressurreiten, da immer die Gefahr einer Rückkehr der alten Verletzung besteht. Es gibt aber ein paar Gesichtspunkte, die bei der Reha Arbeit helfen können. Die folgende Liste kann natürlich auch bei gesunden Pferden angewendet werden, aber bei Pferden, die eine Verletzung hatten, ist sie noch wichtiger.
Kontrollieren Sie die Pferdebeine sorgfältig vor und nach jeder Trainingseinheit auf Schwellungen und Wärme, falls das Pferd sich von einer Lahmheit erholt.
Ist ein Bein vor der Arbeit geschwollen oder warm könnte das ein Hinweis darauf sein, dass man das Training am Vortrag übertrieben hat. Manchmal macht es sich erst am nächsten Tag bemerkbar, wenn man zu intensiv oder zu lange gearbeitet hatte.Arbeiten Sie eng mit einer Tierärzt(in), Chiropraktiker(in), Physiotherapeut(in), Hufbearbeiter(in), etc. zusammen, je nach Art der Verletzung.
Diese können Ihnen helfen herauszufinden, das Pferd noch Schmerzen hat oder ob die Verletzung vollkommen verheilt ist und es die Arbeit wieder aufnehmen kann. Manchmal wehren sich Pferde nach einer Verletzung dagegen, mit einem bestimmten Hinterbein unterzutreten oder die Last aufzunehmen und es kann schwierig sein zu beurteilen, ob noch Schmerzen vorhanden sind, oder ob es nur erwartet, dass es weh tun wird, weil das Bein während der akuten Phase der Verletzung Schmerzen bereitet hatte. Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich an der Stelle der alten Verletzung Adhäsionen oder Narben gebildet haben, die den Bewegungsrahmen des Gelenks einschränken und Schmerzen bereiten. Je nach Ursache der Reaktion des Pferdes muss man unter Umständen sehr unterschiedlich im Training verfahren.Arbeiten Sie besonders sorgfältig an der Geraderichtung und der Balance des Pferdes, d.h. führen Sie das Pferd sehr genau auf der ausgewählten Hufschlagfigur und benützen Sie Wendungen, Übergänge und Lektionen, um das Gewicht auf die Hinterbeine zu verlagern.
Balance und Geraderichtung erlauben dem Pferd sich loszulassen.
Geschmeidige Hüft- und Kniegelenke beschützen die Sprunggelenke und die Vorderbeine.
Ein schwingender Rücken fungiert zusammen mit den Hüftgelenke als Stoßdämpfer. Daher bleiben Rückengänger länger gesund. Ihre Bewegungen sind rund und geschmeidig, ihre Hufe treten weich und lautlos auf, während Schenkelgänger laut und hart auftreten, sodass die Sehnen und Gelenke Schaden nehmen.
Die Geraderichtung hilft dem Pferd, sich seitlich auszubalancieren, während ein schiefes Pferd immer ein Vorderbein überlastet.Suchen und eliminieren Sie Muskelblockaden. Steife Muskeln erzeugen Widerstände, Gleichgewichtsverluste und Asymmetrien. Muskelblockaden verringern den Bewegungsrahmen der betroffenen Gelenke. Pferde kompensieren dies oft, indem sie andere Muskeln und Gelenke überbeanspruchen. Steife Gelenke belasten den ganzen Körper, da sie das Auftreten der Beine auf dem Boden nicht abfedern können und wenn bestimmte Beine überbeansprucht werden, weil andere sich nicht ausreichend an der Arbeit beteiligen, erhöht sich die Verletzungsgefahr.
Versuchen Sie, das Pferd ohne Reitergewicht so gut wie möglich auszubalancieren und zu mobilisieren, indem Sie vor dem Aufsitzen Handarbeit machen oder longieren.
Achten Sie sehr genau auf das Tempo und die Geschwindigkeit in Relation zur gerittenen Linie. Ist die Geschwindigkeit (km/h) zu hoch für den Wendekreis, wird die Zentrifugalkraft die Sehnen des Pferdes angreifen. Ist das Tempo (Tritte pro Minute) zu hoch, wird das Pferd auf die Vorhand fallen und die Vorderbeine zu stark belasten.
Achten Sie darauf, wie lange Sie das Pferd arbeiten und wieviel Zeit Sie auf einer Hand, in einer Gangart und in einer Übung verbringen. Anstatt lange Reprisen in derselben Gangart, in derselben Hufschlagfigur oder Lektion zu reiten, ist es besser, in kurzen Reprisen zu arbeiten, sodass man gezielt bestimmte Muskelgruppen für eine kurze Zeitdauer beansprucht und dann zu einer anderen Muskelgruppe wechselt, sodass die erste sich wieder erholen kann.
Um das Pferd geschmeidig zu machen, ist es eventuell notwendig, Seitengänge anfangs nur im Schritt zu reiten und im Trab nur auf größeren Linien und auf einfachem Hufschlag zu arbeiten, bis das Pferd genug Kraft und Ausdauer aufgebaut hat, um Seitengänge auch im Trab reiten zu können.
Achten Sie auf Anzeichen von Müdigkeit, Unwohlsein oder Schmerzen, sodass Sie rechtzeitig Pausen machen und die Anforderungen senken, wenn das Pferd zeigt, dass Sie eine gewisse Grenze erreicht haben. Finden Sie den richtigen Moment, um die Trainingseinheit zu beenden. Wenn Muskeln ermüden, dann stützen und stabilisieren sie den Körper nicht mehr und die Sehnen und Bänder müssen diese Aufgabe übernehmen, wodurch die Gefahr von Sehnenschäden stark ansteigt.
Reiten Sie das Pferd nicht jeden Tag. Arbeiten Sie es manchmal nur an der Hand, oder an der Longe, an der Doppellonge, oder am langen Zügel. Je mehr Zeit das Pferd mit gymnastischer Arbeit ohne Reitergewicht verbringt, desto geringer ist das Verletzungsrisiko.
Wählen Sie die Übungen mit Bedacht. Reiten Sie nie gedankenlos leere Kilometer auf einem steifen, schiefen, unausbalancierten Pferd, da dies den Beinen schaden würde.