Gehe ein Problem an, solange es noch klein ist - Tao te Ching (63)

Gehe ein Problem an, solange es noch klein ist - Tao te Ching (63)

Während wir reiten und ausbilden lernen begegnen uns ab und zu größere Probleme, die plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen scheinen und wir fragen uns: Was ist denn jetzt los??!! Alles lief doch gut und plötzlich macht mein Pferd Schwierigkeiten. Vielleicht hat es von einem Tag zum anderen angefangen abrupt anzuhalten und sich zu weigern vorwärts zu gehen. Vielleicht hat es plötzlich angefangen völlig grundlos umzukehren. Vielleicht hat es angefangen zu steigen oder zu bocken. In manchen Fällen sind Schmerzen der Auslöser. Aber in manchen Fällen ist die extreme Reaktion das letzte Stadium eines länger andauernden Prozesses. Die Reiterin hat kleinere Fehler in ihrem Sitz und ihrer Hilfengebung gemacht, die das Pferd nicht mochte. Anfangs fielen die Reaktionen des Pferdes noch gering aus. Vielleicht hat es nur in bestimmten Situationen die Ohren angelegt, oder es hat etwas an Schwung verloren, oder es wurde schief, oder es ging gegen die Hand. Aber als die Reiterin die feineren Warnzeichen nicht bemerkte und ihren Sitz und ihre Einwirkung nicht änderte, musste das Pferd immer deutlichere Warnsignale aussenden. Manche Reiter merken erst, dass etwas schief läuft, nachdem sie ein paar mal abgebockt wurden. Zu diesem Zeitpunkt haben sie jedoch im Laufe der vergangenen Monate bereits hunderte von kleinen Warnzeichen verpasst. Und ist das Pferd erst einmal so verärgert, dass es bockt oder steigt, ist ein ernstes Problem entstanden. 


Sanftheit und Disziplin (Revisited)

Sanftheit und Disziplin (Revisited)

Vor etwas mehr als 20 Jahren schrieb ich einen Artikel mit dem Titel “Sanftheit und Disziplin”, der bei vielen meiner Leser sehr beliebt wurde. Ich habe ihn seither nicht mehr angeschaut. Aufsätze zu schreiben ist für mich ein Weg, Informationen und Erfahrungen zu verarbeiten. Manches von dem, was ich schreibe, entwickelt sich zu Newsletter Artikeln oder zu Inhalten für unsere Online Kurse. Und wenn etwas einmal veröffentlicht ist, schaue ich es in der Regel nicht wieder an, sondern wende mich dem nächsten interessanten Thema zu, das mich beschäftigt.

Kürzlich sagte Shana, dass ich diesen alten Artikel noch einmal überarbeiten sollte, weil er so populär war. Wie alle meine Artikel entstand er in einem bestimmten Abschnitt meiner reitereichen Entwicklung. Er markiert den Übergang von dem alten, autoritären Paradigma, mit dem ich aufgewachsen war, zu einer mehr kooperativen Herangehensweise.

Gute Ritte, schlechte Ritte

Gute Ritte, schlechte Ritte

Wir haben wahrscheinlich alle schon Tage erlebt, an denen wir das Gefühl hatten, dass wir komplett vergessen haben, wie man reitet und an denen wir nichts richtig machen konnten. Ich vermute, dass wir nie ganz sicher vor solchen Erfahrungen sind, so lange wir reiten. Zum Glück werden sie jedoch immer seltener, je mehr wir lernen. - Oder vielleicht nehmen wir schlechte Ritte auch einfach nicht mehr so persönlich, weil wir wissen, dass bald auch wieder ein guter Ritt kommen wird. Genau wie wir wissen, dass nach einem guten Ritt auch wieder schwierigere auf uns warten.

Stellen Sie die richtigen Fragen

Stellen Sie die richtigen Fragen

Diese Woche möchte ich etwas ansprechen, das beim Reiten und Ausbilden sehr wichtig ist, das aber leider kaum einmal im Reitunterricht oder in Büchern und Zeitschriftenartikeln erklärt wird. Es geht dabei um Ausbildungsstrategien. Wie entscheidet man, was man mit seinem Pferd als nächstes tut? Woher weiss man, wie man eine Lektion, einen Übergang, eine Wendung, die Anlehnung, die Geschmeidigkeit des Pferdes oder irgendein anderes auftretendes Problem verbessern kann? Viele gute, erfahrene Ausbilder treffen diese Entscheidungen rein intuitiv aus dem Bauchgefühl und der Erfahrung mit vielen verschiedenen Pferden heraus. Und sie haben sehr oft recht mit ihren Entscheidungen. Allerdings läßt sich diese Art von Können leider nur sehr schwer kommunizieren und an andere weiter geben.

Den Stein polieren

Den Stein polieren

Reiten ist nicht immer nur schön. Nicht alles ist einzigartig, zauberhaft und spektakulär.

Ein Großteil unserer wichtigsten reiterlichen Arbeit ist relativ einfach - ja geradezu banal. Aber genau da liegen die eigentlichen Schätze.

Es ist die eine Sache, einem Pferd eine neue Aufgabe, eine neue Lektion oder eine neue Fähigkeit beizubringen. Auch das ist eine wichtige Arbeit, aber anfangs wird es noch viele Ecken und Kanten geben. Wenn man dem Pferd etwas Neues beibringt, bekommt man es in seiner rohen, ungeschliffenen Form. Es ist noch lange nicht "fertig", und die eigentliche Arbeit beginnt erst dann.

Inklusiver Fokus. Die richtige innere Verfassung finden.

Inklusiver Fokus. Die richtige innere Verfassung finden.

Als ich noch ein Teenager war, bin ich ganz unbeschwert auf jedes Pferd geklettert, egal wo, egal wann. Reiten war ein bisschen wie Fahrrad Fahren. Einfach aufsitzen und los. Im Laufe der Jahre hat sich das stark geändert. Mir wurde immer mehr klar, dass sowohl das Pferd als auch ich in der richtigen inneren Verfassung sein mussten, um produktiv arbeiten zu können. Sonst würde ich lieber darauf verzichten das Pferd zu reiten.

Gute Ritte, Schlechte Ritte

Gute Ritte, Schlechte Ritte

Wir haben wahrscheinlich alle schon Tage erlebt, an denen wir das Gefühl hatten, dass wir komplett vergessen haben, wie man reitet und an denen wir nichts richtig machen konnten. Ich vermute, dass wir nie ganz sicher vor solchen Erfahrungen sind, so lange wir reiten. Zum Glück werden sie jedoch immer seltener, je mehr wir lernen. - Oder vielleicht nehmen wir schlechte Ritte auch einfach nicht mehr so persönlich, weil wir wissen, dass bald auch wieder ein guter Ritt kommen wird. Genau wie wir wissen, dass nach einem guten Ritt auch wieder schwierigere auf uns warten.

Was fällt uns ein, ein Urteil zu fällen??!

Was fällt uns ein, ein Urteil zu fällen??!

Als Alois Podhajsky Direktor der Spanischen Reitschule in Wien war, bemerkte er manchmal, dass ein Zuschauer ihn bei der Morgenarbeit kritisch beäugte. Er schickte dann seinen Pferdepfleger auf die Tribüne und ließ dem Zuschauer die Nachricht übermitteln: “Dem Herrn Oberst ist es nicht entgangen, dass Sie mit seiner Arbeit nicht einverstanden sind. Er lädt Sie daher ein, ihm sein Pferd vorzureiten, da er sehr gerne von Ihnen lernen möchte, wie er es besser machen kann.” Nicht von ungefähr war niemand mutig (oder unvorsichtig) genug, den Köder zu schlucken und zu sagen: “Jetzt werde ich ihm aber mal zeigen wie’s richtig gemacht wird!” Das ist eine sehr schlaue und effektive Methode, um die Bandenexperten zum schweigen zu bringen, die glauben, dass sie so viel besser sind als die Reiter in der Bahn, die ihr Bestes tun, um ihr Pferd gut auszubilden.