10 Tipps für eine positive Einstellung beim Reiten

Wir möchten Ihnen mit unserem Blog und unserem Newsletter hin und wieder Denkanstöße geben. Der Inhalt wird aus Informationen bestehen, die wir interessant finden oder die uns in unserer eigenen reiterlichen Entwicklung geholfen haben und von denen wir hoffen, dass Sie sie ebenfalls nützlich finden.

Jedes Pferd ist anders. Jede Reiterin und jeder Reiter ist anders. Was bei einem Pferd wunderbar funktioniert, passt vielleicht überhaupt nicht zu einem anderen. Es gibt keinen “one size fits all” Weg, der für alle passt.

Man muss die richtige Übung, den richtigen Sitz, die richtigen Hilfen und die richtige Strategie für sich und sein Pferd und die gegenwärtige Situation finden. Je mehr man weiss, desto wahrscheinlicher ist es, dass man etwas findet, das funktioniert.

Auf diesem Hintergrund möchten wir Dinge teilen, die mit unseren Pferden und Schülern erfolgreich waren, aber...

… es ist IHRE Aufgabe, darüber nachzudenken und eine Auswahl zu treffen, die für Sie und Ihr Pferd passt.

Also... los geht’s!...

Sehr erfolgreiche Unternehmer sagen gerne, dass...

Erfolg zu 20% aus technischem Können besteht und zu 80% aus der inneren Einstellung.

Ich möchte beim Reiten nicht über die genaue prozentuale Aufteilung spekulieren. Dabei kommt es wahrscheinlich auf das Talent und die Persönlichkeit der einzelnen Reiterin und des einzelnen Reiters an. Manche müssen mehr an ihrer Technik arbeiten, andere mehr an ihrer inneren Einstellung. Ich musste an beidem arbeiten. Da ich kein geborenes Naturtalent war, konzentrierte ich mich viele Jahre lang sehr stark auf den Seitz und die technische Seite der Hilfengebung, da für mich auf diesem Gebiet die größten Herausforderungen lagen.

Eigentlich muss man sagen, ich war wie besessen davon. Ich musste die Biomechanik bis ins Detail analysieren, um ein klares Bild zu bekommen, wie und warum ich etwas tun musste. Dann konnte ich mir das Gefühl und das praktische Können durch viel fleißige Arbeit aneignen. Ohne diese detaillierte Analyse wäre ich auch heute noch ein Anfänger.

Andere Leute haben in dieser Hinsicht mehr Glück. Sie können vieles intuitiv richtig machen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Sie brauchen nicht so stark im Detail analysieren wie ich. Deren Herausforderungen fangen an, wenn sie andere unterrichten, die vielleicht nicht so talentiert sind wie sie selbst und die klare, detaillierte Beschreibungen und Erklärungen brauchen, um sich das praktische Können anzueignen.

Diese beiden Gruppen von Reitern haben oft wenig Verständnis für einander, weil sie sich nicht vorstellen können, wie es den anderen ergeht.

Mir wurde erst viel später klar, dass mein überwältigender Wunsch, gut zu reiten, gepaart mit der  in meiner Jugend weit verbreiteten Lehrmethode, Schüler öffentlich blosszustellen, mir großen Stress verursachte, und bei jedem schlechten Ritt ein Gefühl der Unfähigkeit und Hoffnungslosigkeit auslöste.

Ich fühlte mich immer so gut oder so schlecht wie mein letzter Ritt, wodurch eine emotionale Achterbahn entstand. Nach einem guten Ritt fühlte ich mich obenauf. Nach einem schlechten Ritt war ich deprimiert: ich würde nie reiten lernen und das Pferd würde dauerhaft ruiniert werden.

Das ist die innere Einstellung, über die ich heute ein wenig mehr erzählen möchte, da wahrscheinlich jeder diese Befürchtungen kennt, und es sehr wichtig ist für den eigenen Fortschritt, den Fortschritt des Pferdes, den eigenen inneren Frieden, sowie für die Beziehung mit dem Pferd, dass man lernt, sich davon nicht überwältigen zu lassen.

Meine eigene innere Einstellung war in meinen frühen Jahren natürlich nicht besonders gesund, aber sie ist relativ weit verbreitet, vor allem unter ernsthaften, ehrgeizigen Reitern. Es hat mich sehr viel Zeit, emotionellen Schmerz und Sorgen gekostet, diese Dinge besser zu verstehen, was ich Ihnen gerne ersparen möchte, so weit das möglich ist.

Wir müssen der Versuchung widerstehen, auf dieser Achterbahn der Gefühle zu fahren, bei der wir schwanken zwischen: “Ich bin unbesiegbar - Ich bin ein hoffnungsloser Fall - Ich bin toll - Ich bin ein Versager”, da sie:

  • uns emotionell fertig macht,

  • uns in unserem Lernprozess zurückhält

  • und unsere Pferde unnötig mit uns mit leiden.

Dazu müssen wir unser Denken in mehreren Gebieten ändern:

1. Fehler sind (meistens) nicht tödlich. Sie können leicht wieder korrigiert werden. Sie werden nur dann zum Problem, wenn man denselben Fehler über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder begeht.

2. Fehler sind unvermeidlich. Jedes mal, wenn wir im Sattel sitzen, machen wir Fehler.

3. Fehler sind wichtig für das Lernen. Ohne sie gibt es keinen Fortschritt. Wir lernen aus dem Kontrast zwischen einer falschen und einer richtigen Einwirkung oder Ausführung.

4. Nach jedem guten Ritt kommt auch wieder ein schlechter. Nach einem schlechten Ritt kommt früher oder später auch wieder ein guter.

5. Je mehr man sich bemüht, je mehr man gegen die schlechten Ritte ankämpft, desto länger dauert es, bis man das Tief überwunden hat. Wenn man gegen die schlechten Ritte ankämpft, verursacht man bei sich und seinem Pferd Stress und Verspannungen, die beide daran hindern etwas zu lernen und Fortschritte zu machen. Es ist besser, die schlechten Ritte objektiv zu analysieren um herauszufinden, was schief gelaufen ist, warum es passiert ist und was man beim nächsten Ritt besser machen kann.

6. Ein schlechter Ritt macht uns nicht zu einem schlechten Reiter oder zu einem schlechten Menschen. Umgekehrt macht uns ein guter Ritt auch nicht zum reiterlichen Genie oder zu einem  Übermenschen.

7. Jedes Lebewesen hat gute und schlechte Tage. Es gibt Tage, an denen wir uns im Fluß befinden und an denen alles leicht erscheint, und es gibt Tage, an denen uns dieselben Dinge unmöglich schwer erscheinen. Dasselbe trifft auch auf das Pferd zu.

8. Vertrauen Sie dem Prozess und der eigenen Lernfähigkeit. Setzen Sie einen Fuß vor den anderen und suchen Sie Dinge in den Basics, die verbesserungswürdig sind. Es steckt eine gewisse Magie in der Grundlagenarbeit. Die schweren Lektionen ergeben sich von selbst aus der Vervollkommnung der Grundlagen.

9. Ist das Pferd nicht in der Lage, etwas Bestimmtes zu auszuführen, fragen Sie sich welchen Teil der Aufgabe es nicht versteht. Was hindert das Pferd an der Ausführung? Unterstützt und führt Ihr Sitz das Pferd, oder behindert er es eher? Sind Ihre Hilfen eindeutig oder gibt es Widersprüche? Was können Sie in Ihrem Sitz und Ihrer Hilfengebung ändern, damit das Pferd Sie besser versteht? Welche Wissenslücken müssen in der Körperwahrnehmung, Balancierfähigkeit und Koordination des Pferdes geschlossen werden?

10. Es gibt Lernphasen und Plateauphasen. Die Lernphasen machen Spaß, weil man den Fortschritt sehen und fühlen kann. In Lernphasen fühlt man sich in seinem Selbstgefühl bestärkt. Plateauphasen können dagegen mühsam und frustrierend sein, weil man auf der Stelle zu treten scheint. Die Plateauphasen sind jedoch wichtig, da Pferd und Reiter sie brauchen, um neue Informationen zu verarbeiten, die sie während der Lernphasen gelernt haben.

Es hat mich viele Jahre und viel Frustration gekostet, diese 10 Punkte besser zu verstehen.

Wenn ich 20 oder 30 Jahr zurückgehen und mit meiner jüngeren Ausgabe sprechen könnte, würde ich mir wahrscheinlich raten entspannt zu bleiben und den Entdeckungsprozess zu genießen, und das am Ende alles gut ausgehen wird.

Dasselbe sage ich heute auch meinen Schülern. Die Hochs und Tiefs, die  man erlebt, sind normal,  auch wenn sie manchmal nervig sind. Wenn Sie sich entspannen und sich dem natürlichen Verlauf Ihres Lernprozesses anpassen können, dann reduziert sich der Stress für Sie und Ihr Pferd bedeutend und Sie haben beide viel mehr Freude beim Reiten. Und Sie werden wahrscheinlich schnellere Fortschritte machen, als wenn Sie sich zu sehr über die Dinge aufregen, die nicht nach Plan verlaufen sind.

Denken Sie über diese 10 Punkte nach, ob sie auf Sie zutreffen. Erinnern Sie sich an sie, wenn Sie frustriert oder entmutigt sind. Ich würde gerne von Ihnen hören. Schicken Sie mir eine e-mail oder Facebook Nachricht, falls Ihnen Ergänzungen zu dieser Liste einfallen. Lassen Sie mich wissen, ob Sie sich darin wieder erkennen, oder ob Sie diese Dinge noch nie erlebt haben. Mich würden auch Ihre eigenen Methoden interessieren, mit denen Sie eine positive Einstellung bewahren, insbesondere an Tagen, die nicht nach Plan verlaufen.

Viel Spaß beim Reiten.