Klarheit in der Ausbildung: Der Schlüssel zu effektivem Reiten

Klare und effektive Kommunikation ist die Grundlage guten Reitens und guter Ausbildung. Ohne sie entsteht Verwirrung, sodass Fortschritte für Pferd und Reiter erschwert werden. In diesem Artikel werde ich die Bedeutung klarer Intentionen und Hilfen besprechen, mit besonderem Augenmerk auf Beständigkeit, gutes Timing und eine gut definierte Vorgehensweise. Wenn Reiter präzise und berechenbar zu kommunizieren gelernt haben, wird das Pferd besser reagieren und selbstbewusster werden, wodurch eine harmonischere  Partnerschaft entsteht.

Beim Reiten und Ausbilden ist Klarheit alles. Klare Intentionen — sowohl in Gedanken als auch in den Hilfen — machen einen großen Unterschied in der Effektivität der Kommunikation. Es reicht nicht aus, ziellos herumzureiten. Man braucht eine genaue Vorstellung davon, was man erreichen will. Welche Hufschlagfigur reitet man? Welche Gangart? Welche Balance — mehr bergauf, mehr horizontal, oder vielleicht vorwärts-abwärts? Wie steht es mit Tempo und Trittlänge? Das sind alles bewusste Entscheidungen, die man treffen muss, weil das Pferd sonst nicht weiss, was von ihm erwartet wird.

Visualisierung spielt dabei eine Hauptrolle. Wenn man ein klares inneres Bild von dem hat, was man erreichen möchte, kann man dies dem Pferd durch den Sitz und die Hilfengebung übermitteln. Die Hilfen sollen ja eine Veränderung bewirken - sei es nun ein schnelleres oder langsameres Tempo, das Mobilisieren eines bestimmten Körperteils, Übertreten, Wenden, oder eine Veränderung des Energieniveaus. Je klarer man sich darüber ist, was man verändern will, desto präziser und effektiver werden die Hilfen sein.

Jede Hilfe hat ihren eigenen Aufgabenbereich und ihr eigenes Timing. Und dieses Timing ist von ausschlaggebender Bedeutung. Ein Bein kann nicht übertreten, wenn es gerade das gesamte Körpergewicht stützt, und man kann ein Bein nicht mit dem Boden verbinden wenn es sich gerade in der Luft befindet. Das Verständnis der Fußfolge ermöglicht es uns, die Hilfen im richtigen Moment zu geben, womit ihre Effektivität optimiert wird. Und darüberhinaus ist auch die Konsequenz in der Hilfengebung wichtig. Würde man dieselbe Hilfe jedesmal anders einsetzen, wäre das Pferd dadurch nur verwirrt. Sind die Hilfen dagegen berechenbar, wird das Pferd sie wiedererkennen, sodass es schneller und leichter lernt.

Beständigkeit betrifft nicht nur die Hilfen, sondern auch die Erwartungen bezüglich des Verhaltens. Genau wie Kinder müssen auch Pferde wissen, was erlaubt ist, was nicht erlaubt ist und was von ihnen erwartet wird. Ignoriert man an einem Tag ein bestimmtes Verhalten und bestraft es am nächsten Tag, wird das Pferd dies nicht verstehen. Klare, beständige Richtlinien ermöglichen Vertrauen und Sicherheit. Innerhalb dieser Richtlinien gibt es natürlich auch Rau für Flexibilität. Ist das Pferd müde oder unkonzentriert, kann man die Intensität oder die Länge der Einheit reduzieren. Aber fundamentale Sicherheitsregeln — wie Kein Beißen, Schlagen oder Umrennen des Menschen - sollten konsequent gehandhabt und nicht verhandelbar sein.

Diese Balance zwischen Beständigkeit und Flexibilität ist äußerst wichtig. Man sollte berechenbar genug sein, damit das Pferd die Erwartungen versteht, aber nicht so starr, dass man nicht individuell angepasst reagieren kann. Ausbildungsentscheidungen sollten immer die Langzeitperspektive im Auge behalten. Was bedeutet es für die Zukunft, wenn man heute etwas erlaubt? Wie wird das zukünftige Verhalten beeinflußt, wenn man heute auf etwas besteht? In jedem Ritt trifft man eine Reihe von Entscheidungen und selbst wenn wir nicht immer alles richtig machen, verbessert eine Strategie und ein theoretisch-philosophischer Rahmen die Trefferwahrscheinlichkeit.

Klare Kommunikation, achtsames Timing und Konsequenz erleichtern die Ausbildung und machen sie erfreulicher für Pferd und Reiter. Durch eine gut durchdachte Herangehensweise gewinnt das Pferd an Selbstvertrauen, versteht unsere Erwartungen und wird ein williger Partner in der Arbeit.

Dr. Thomas Ritter
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