Jede Gangart hat ihre eigenen besonderen Takfehler, die auftreten können. Der Schritt ist dafür am anfälligsten, da er keine Schwebephase hat. Deshalb haben deutsche Reitlehrer oft davor gewarnt, das Pferd im Schritt zu arbeiten.
Der Galopp besitzt eine asymmetrische Fußfolge, wodurch er ebenfalls für Taktunreinheiten anfällig wird.
Der Trab hat eine sehr symmetrische Fußfolge mit einer Schwebephase nach jedem Auffußen eines diagonalen Beinpaares. Dadurch ist er die robusteste Gangart, obwohl auch hier ein paar Anomalien vorkommen können.
Schritt
Im natürlichen Schritt bewegt sich das Pferd in 4 klaren Takten: rechts vorne - links hinten - links vorne - rechts hinten.
Wird die Fußfolge gestört, verschiebt sich der Takt entweder in Richtung einer lateralen Fußfolge, in der das linke Beinpaar zusammen auf- und abfußt, gefolgt vom rechten Beinpaar. Oder es geschieht eine Verschiebung in Richtung einer diagonal Koordinierung, die dem Trab oder der Piaffe ähnelt.
Taktstörungen
Da der Schritt keine Schwebephase hat, ist er anfällig für Taktstörungen. Deshalb haben deutsche Reitlehrer oft davor gewarnt, Pferde im Schritt zu arbeiten.
Im natürlichen Schritt bewegt das Pferd seine Beine in 4 klaren Takten: rechts vorne - links hinten - links vorne - rechts hinten.
Wird die Fußfolge gestört, findet entweder eine Verschiebung in Richtung laterale Abfolge statt, in der das linke Beinpaar gemeinsam abfußt und auffußt, gefolgt vom rechten Beinpaar, oder es findet eine Verschiebung in Richtung einer diagonalen Koordination statt, die ähnlich ist wie die Fußfolge im Trab oder der Piaffe.
Paßgang
Im Paß wird aus den 4 Takten der natürlichen Fußfolge ein 2-Takt, in dem das linke Beinpaar sich gemeinsam bewegt und das rechte Beinpaar ebenfalls miteinander synchronisiert ist. Der Paß wird durch eine Verspannung im Pferderücken und im Brustkorb verursacht.
Es gibt Pferde mit einem natürlichen Hang zum Passgang. So gibt es Gangpferderassen, bei denen der Paß zu den natürlichen Gangarten gehört. Und es gibt 3-Gänger mit einer genetischen bedingten Neigung zum Paßgang, die in bestimmten Blutlinien vererbt wird. Diese Pferde zeigen manchmal sogar in der freien Bewegung auf der Koppel ohne Reitergewicht passartige Schritte.
Der Paßgang kann auch von der Reiterin verursacht werden, zum Beispiel wenn sie sehr schwer einsitzt und den Hals zu hoch aufrichtet und dann versucht, das Pferd mit den Zügeln von vorne nach hinten zu “versammeln”.
Er kann auch dadurch zustande kommen, dass die Reiterin das Pferd mit ihren Gesäßknochen stark vorwärts schiebt.
Beides führt dazu, dass das Pferd den Rücken nach unten wegdrückt und seine Rücken- und Brustkorbmuskulatur verspannt.
Im natürlichen Schritt bleibt das Vorderbein so lange am Boden, bis das gleichseitige Hinterbein beinahe eingetroffen ist, und es fußt gerade noch rechtzeitig ab, um vom landenden Hinterbein nicht in den Ballen getreten zu werden. Im Paß wartet das Vorderbein dagegen nicht mit dem Abfußen, bis das gleichseitige Hinterbein da ist, sondern es fußt nahezu gleichzeitig mit diesem ab.
Um die Reinheit des Ganges im Schritt wiederherzustellen, kann die Reiterin mehrere Dinge tun.
Als Erstes sollte sie die Muskeln der Beckenregion entspannen und versuchen, sich in die vorwärts-rückwärts Bewegung des Pferderückens sowie die seitliche Pendelschwingung des Brustkorbs hineinzufühlen. Ist das Reiterbecken steif, wird es die Bewegung des Pferderückens und des Brustkorbs behindern.
Der Brustkorb des Pferdes ist im Paß festgehalten, sodass er sehr wenig bis gar keine seitliche Beweglichkeit besitzt. Daher ist das Lösen des Brustkorbs und die Wiederherstellung der seitlichen Pendelschwingung des Brustkorbs ein wichtiges Stadium in der Reparatur des passartigen Schrittes. Das ist leichter auf gebogenen Linien als auf geraden und es ist in Seitengängen leichter als auf einfachem Hufschlag. Hufschlagfiguren wie Volten, Achten und Schlangenlinien eignen sich deshalb für die Reparatur des Schrittes besonders gut.
Das Weichen der Hinterhand auf dem Zirkel oder der Volte nach außen erfordert mehr Beweglichkeit im Brustkorb und es erlaubt der Reiterin, das innere Hinterbein zu beschleunigen, sodass es früher abhebt.
Außerdem können Bügeltritte ins innere Vorderbein dasselbe länger am Boden festhalten, sodass es später abfußt.
Die Kombination von Volten in Schulterherein Stellung und Bügeltritte ins innere Vorderbein sind sehr effektive Hilfsmittel bei der Wiederherstellung der reinen Schrittfußfolge.
Schrittarbeit über Stangen und Cavaletti kann ebenso nützlich sein.
Zackeln
Das Zackeln ist eine Taktstörung im Schritt, bei der das Hinterbein zu früh abfußt und nicht lange genug am Boden bleibt. Das führt dazu, dass das Hinterbein sich gleichzeitig mit dem diagonalen Vorderbein bewegt, während im natürlichen Schritt eine zeitliche Verzögerung zwischen dem Abfußen des Vorderbeins und des diagonalen Hinterbeins besteht. Das Ergebnis des Zackelns ist eine diagonale Fußfolge, die dem Trab oder der Piaffe ähnelt. Aber während der Pferderücken und der Widerrist in einem guten Trab oder einer guten Piaffe angehoben sind und der Brustkorb geschmeidig ist, sind beim Zacken der Rücken und der Widerrist nach unten gedrückt und der Brustkorb ist verspannt.
Dies kann verursacht werden, wenn die Beckenmuskulatur der Reiterin sehr verspannt ist, sodass sie die Schwingung des Pferderückens und -brustkorbs nicht mitmachen kann und wenn ihr eigenes Energieniveau zu hoch ist. Auch ein Versuch, das Pferd durch eine Rückwärtseinwirkung mit den Zügeln zu versammeln oder die Schritte zu verkürzen kann zum Zacken führen. Pferde mit lebhafterem Temperament neigen mehr zum Zackeln als ruhige Pferde.
Ein Zeitlupenschritt auf dem Zirkel in einer Schulterherein Stellung wird helfen, den klaren 4-Takt im Schritt wieder herzustellen. Im Schulterherein auf dem Zirkel müssen die Hinterbeine eine größere Distanz zurücklegen als die Vorderbeine und wenn man den Schritt in einem sehr langsamen, bedächtigen Tempo reitet, müssen die Hinterbeine längere Schritte machen als die Vorderbeine.
Sowohl der Zirkel als auch die Schulterherein Stellung erfordern darüber hinaus eine seitliche Biegung, die dabei hilft, den Brustkorb des Pferdes zu mobilisieren.
Man kann sich das Zackeln auch so vorstellen, dass die Hinterbeine die Schubphase bzw. Die Streckung ihrer Gelenke weitgehend überspringen, indem sie zu früh abfußen. Wenn jedoch das aufgefußte Hinterbein nicht genug schiebt, dann kann das andere nicht weit genug unter den Schwerpunkt treten, um seine Gelenke zu beugen und die Last richtig zu stützen. Und wenn die Hinterbeine kurz treten, können sie den Rücken nicht unterstützen und beschützen. Deshalb treten zuckelnde Pferde hinten immer sehr kurz und drücken den Rücken weg.
Bergauf Reiten im Schritt kann ebenfalls helfen die Schubkraft der Hinterhand zu entwickeln. Bergabreiten im Schritt erfordert dagegen mehr Beugung der Gelenke und kann die Neigung zum Zackeln unter Umständen verschlimmern.
Man kann das Problem auch umgehen, indem man das Pferd im Trab löst und durch Zulegen und Einfangen seine Schubkraft entwickelt. Stangenarbeit und Cavaletti Arbeit im Trab sind ebenfalls hilfreich. Kehrt man anschließend in den Schritt zurück, hat sich dessen Qualität wahrscheinlich verbessert.
Trab
Es gibt ein paar Anomalien der Fußfolge im Trab, die entstehen, wenn die diagonalen Beinpaare nicht perfekt synchronisiert sind, d.h. wenn die diagonalen Beinpaare nicht gemeinsam auffußen.
DAP
Diagonal Advanced Placement (DAP) ist ein Begriff, der in den 1990er Jahren geprägt wurde. Er wird im allgemeinen positiv bewertet als Anzeichen eines guten Trabes in Bergauf Balance. Bei dieser Variante des Trabes fußt das Hinterbein vor dem diagonalen Vorderbein auf. Ist der zeitliche Unterschied so gering, dass er nicht mit dem bloßen Auge sichtbar ist und das Pferd sieht gut ausbalanciert und bergauf aus, dann ist es in Ordnung.
Ist die zeitliche Verzögerung jedoch so groß, dass man sie sehen kann, dann ist es wahrscheinlich eher ein Fehler. Alois Podhajsky nennt dies eine “übereilte Hinterhand”, da das Hinterbein zu früh auffußt. Das Hinterbein wird dann wahrscheinlich auch nicht genug untertreten. Wenn das Hinterbein zu früh auffußen muss, hat es nicht genug Zeit, um weit unterzutreten und würde deshalb folglich kurz treten. Dies kann ausgelöst werden, wenn die Reiterin zu schwer einsitzt und die Hinterbeine mit ihrem Gewicht erdrückt. In diesem Fall wird die Lösung darin bestehen, leichte zu sitzen und die Aufwärtsschwingung des Pferderückens zu betonen, sodass das Pferd seinen Rücken anheben und besser untertreten kann.
Übereilte Vorhand
Wenn das Vorderbein vor dem diagonalen Hinterbein auffußt, nennt Alois Podhajsky dies eine “übereilte Vorhand”. Das Pferd wird dann auch auf der Vorhand liegen. Das Übergewicht auf den Pferdeschultern zwingt die Vorderbeine dazu, zu früh aufzufußen. Die Kruppe wird hochgedrückt und die Hinterbeine werden gestreckt bleiben. Die Stütz- und Beugephase wird ausgelassen, da die Hinterbeine sofort ihre Gelenke strecken, sobald sie auftreten.
Es gibt Pferde, die das Diagonalisieren der Fußfolge generell schwierig finden. Meistens sind es Gangpferde, die tendenziell immer zum Viertakt neigen. Wenn die Vorderbeine zu früh auffußen, weil zu viel Gewicht auf der Vorhand liegt, dann wird eine Verbesserung der Balance helfen, die diagonalen Beinpaare wieder miteinander zu synchronisieren. Diagonale Bügeltrittsequenzen im Leichttraben oder im ausgesessenen Trab sind ebenfalls dazu geeignet, die diagonale Fußfolge wiederherzustellen.
Die “gebrochene Diagonale” kann man auch in der Piaffe und Passage beobachten. Die Korrektur ist ähnlich wie im Trab.
Lateraler Trab
Ich habe ein paar wenige Beispiele von Pferden gesehen, die einen passartigen Trab zeigten, bei dem das linke Beinpaar gemeinsam auffußte und das rechte Beinpaar gemeinsam auffußte. Der Paßgang ist normalerweise eine Abart des Schrittes. Gibt es jedoch einen Moment der Schwebe zwischen dem Auffußen der seitlichen Beinpaare, wird es zu einer Abnormität des Trabes. Ich habe es bisher nur bei Renntrabern gesehen, wie z.B. American Standardbreds. Wie im Schritt auch, entsteht der Paßgang im Trab, wenn Rücken und Brustkorb des Pferdes sehr steif und verspannt sind. Sobald das Pferd sein Gleichgewicht findet und geschmeidig und losgelassen wird, kehrt auch die natürliche Fußfolge zurück.
Galopp
Ein guter Galopp hat einen Dreischlag, mit einem Gefühl des HOCH - 2 - 3, d.h. das Erheben der Vorhand fühlt sich größer an als Abwärtsbewegung der Vorhand:
1. Takt : Äußeres Hinterbein fußt auf, höchster Punkt des Galoppsprungs
2. Takt: Hauptdiagonale (inneres Hinterbein + äußeres Vorderbein) fußt auf, das Reiterbecken wird vorgezogen
3. Takt: Inneres Vorderbein fußt auf, tiefster Punkt des Galoppsprungs
Schwebephase
Anders als der Schritt oder der Trab hat der Galopp eine asymmetrische Fußfolge, da das innere Beinpaar immer weiter vorgreift als das äußere. Dies erfordert eine seitliche Biegung nach innen und erzeugt eine gewisse Ähnlichkeit zur Kruppehereinstellung. Deshalb galoppieren viele Pferde schief, mit hereingestellter Hinterhand. Es gibt mehrere Abweichungen von dieser Fußfolge, die unterschiedliche Ursachen besitzen.
Kreuzgalopp
Der Kreuzgalopp ist in der Regel ein Resultat der natürlichen Schiefe des Pferdes. Im Kreuzgalopp galoppieren die Vorderbeine auf dem linken Fuß und die Hinterbeine auf dem rechten Fuß oder umgekehrt.
In der Praxis habe ich den Kreuzgalopp hauptsächlich in der Variante gesehen, dass die Vorhand im Handgalopp war und die Hinterhand im Außengalopp. Die Ursache dafür liegt in der Regel in einer Steifheit des inneren Hinterbeins. Meistens tritt er auf der steifen Seite des Pferdes auf. Im Galopp ist das innere Hinterbein das mehr tragende und das äußere das vermehrt schiebende, da das innere Hinterbein näher am Schwerpunkt auffußt. Ist das innere Hinterbein nicht kräftig genug oder nicht geschmeidig genug, um sich zu beugen und die Last zu stützen, wird das Pferd entweder im Außengalopp oder im Kreuzgalopp einspringen. Manche Pferde springen hinten um, wenn sie auf dem Zirkel oder in eine Ecke galoppieren, weil ihnen die Lastaufnahme im inneren Hinterbein unangenehm ist. Ist diese Neigung stark ausgeprägt, kann es auch ein Zeichen dafür sein, dass das jeweilige Hinterbein schmerzt, sodass ein Tierarzt hinzugezogen werden sollte, um der Sache nachzugehen.
Sind beide Hinterbeine gesund, besteht die Lösung darin, beide Hinterbeine so zu kräftigen und geschmeidig zu machen, dass sich das Pferd im Galopp auf beiden Händen wohlfühlt.
Guter Vierschlag Galopp (Redopp)
Der Dreischlag Galopp entwickelt sich zum Vierschlag Galopp, wenn die Hauptdiagonale (inneres Hinterbein + äußeres Vorderbein) nicht mehr gemeinsam auffußt. Es gibt zwei Arten des Vierschlag Galopps, eine gute und eine schlechte. Im guten Vierschlag Galopp ist das Pferd so stark versammelt, dass die Vorhand hoch genug gehoben wird, dass das innere Hinterbein vor dem äußeren Vorderbein auffußt. Das ist eine natürliche Entwicklung, wenn man den Versammlungsgrad erhöht. Die alten Meister bezeichneten diese Art von Galopp als “Schulgalopp” oder “Redopp”. Nicht jedes Pferd ist in der Lage, einen solch hohen Versammlungsgrad zu erlangen.
Obwohl dies eine Abweichung von der normalen Fußfolge des Galopps darstellt, ist sie kein Taktfehler. Es ist im Gegenteil ein Zeichen von guter Ausbildung, wenn ein Pferd sich so stark versammeln kann, dass es diesen Vierschlag Galopp zeigt.
Schlechter Vierschlag Galopp
Im schlechten Vierschlag Galopp fußt das äußere Vorderbein vor dem inneren Hinterbein auf. Das ist immer ein Zeichen dafür, dass das Pferd auf der Vorhand ist. Der Galopp fühlt sich dann ruckelnd, stoßend und unbequem an und es fehlt meist auch der Schwung, während der gute Vierschlag Galopp sich weich, rund und schwungvoll anfühlt.
Der Vierschlag Galopp auf der Vorhand wird verursacht durch Reiter, die ihre Hände benützen, und den Hals des Pferdes zu formen und ihn “rund” zu machen, oder die versuchen, den Galopp zu verlangsamen oder das Pferd zu versammeln, indem sie vorne halten oder ziehen. Die Korrektur dieses Fehlers besteht darin, mit den Schenkelhilfen mehr Sprung zu erzeugen und die Energie nach oben zu lenken, sodass die Vorhand höher gehoben wird. Außerdem kann man die korrekte Fußfolge durch Bügeltritte wiederherstellen. Beispielsweise ist die Sequenz Innen vorne > Beide > Außen hinten sehr effektiv.
Paßartiger Galopp
Im paßartigen Galopp löst sich die Hauptdiagonale auf und die seitlichen Beinpaare sind enger synchronisiert als das innere Hinterbein und das äußere Vorderbein. Es ist in gewisser Hinsicht eine Variante des schlechten Vierschlag Galopps, da das Pferd auf der Vorhand ist und das äußere Vorderbein vor dem inneren Hinterbein auffußt. Der Unterschied zwischen einem typischen schlechten Vierschlag Galopp und dem paßartigen Galopp besteht darin, dass beim Vierschlag Galopp die Hauptdiagonale enger synchronisiert ist als die seitlichen Beinpaare, während im paßartigen Galopp die seitlichen Beinpaare enger mit einander synchronisiert sind. Der paßartige Galopp entsteht normalerweise, wenn die Reiterin zu schwer einsitzt und versucht, das Pferd vorwiegend mit den Zügeln zu versammeln. Das unterdrückt Rücken und Hinterhand und versteift den Brustkorb.
Gangpferde, bei denen der Paß zu den natürlichen Gangarten zählt, sind für den paßartigen Galopp anfälliger als Dreigänger.
Zur Korrektur des paßartigen Galopps muss man zunächst den Rücken, den Brustkorb und die Hinterhand im Schritt und Trab geschmeidig machen. Im Galopp muss man mit den Schenkeln mehr Sprung erzeugen, mit dem Sitz Platz machen, damit der Rücken sich aufwölben kann und die Fußfolge ebenfalls mit Bügeltritten bereinigen, ganz ähnlich wie im schlechten Vierschlag Galopp.
Terre-à-terre
Erhöht man im Galopp die Versammlung, wird aus dem natürlichen Dreischlag ein Vierschlag, da das äußere Vorderbein nach dem inneren Hinterbein auffußt. Versammelt man das Pferd noch mehr, fußen beide Hinterbeine gleichzeitig nebeneinander auf, gefolgt von den Vorderbeinen. Die Hinterhand springt unter den Körper, dann hebt sich die Vorhand. Das sieht ein wenig aus wie die Bewegung eines Hasen.
Wird dieser Zweischlag in einer Kruppehereinstellung ausgeführt, nannten die alten Meister ihn Terre-à-terre. Das ist eine sehr effektive versammelnde und kräftigende Übung für das innere Hinterbein.
Wird er auf einfachem Hufschlag geradeaus ausgeführt, bezeichnet man ihn als Mézair, das im Grunde eine Reihe von kurzen Levaden darstellt. Das Pferd rückt mit jedem sprung ein wenig vor.
Nur der Vollständigkeit halber möchte ich eine weitere Variante des Zweischlag Galopps erwähnen, die man früher als “Carrière” bezeichnete. Dabei handelt es sich um einen gestreckten Galopp, bei dem das Pferd nicht gebogen ist und beide Hinterbeine gemeinsam auf- und abfußen. Die Vorderbeine fußen ebenfalls gemeinsam auf und ab. Wenn beide Hinterbeine nebeneinander auffußen, können sie die maximale Schubkraft entwickeln.
Schlußbetrachtung
In meiner Jugend mussten wir die Fußfolge der drei Grundgangarten auswendig lernen. Im Laufe der Jahre beobachtete ich (dank Hochgeschwindigkeitsfotografie und Videos), dass die Fußfolge der Gangarten bei weitem nicht so absolut und statisch ist, wie ich gelernt hatte. Sie scheint relativ dynamisch und fließend zu sein, mit einem direkten Bezug zum Versammlungsgrad und der Geschmeidigkeit. Es gibt Taktverschiebungen, die positiv zu bewerten sind, da sie durch einen höheren Versammlungsgrad ausgelöst werden. Andere sind negativ, weil sie von Verspannung, Steifheit und mangelndem Gleichgewicht verursacht werden.
Erhöht man im Schritt die Energie und lässt das innere Hinterbein früher abfußen, wird das Pferd früher oder später halbe Tritte oder Piaffetritte anbieten.
Der Dreischlag Galopp entwickelt sich zum Schulgalopp und zum Terre-à-terre, wenn man das Pferd genügend versammelt.
Diese Veränderungen der Fußfolge sind durchaus nützlich und gymnastisch wertvoll, während diejenigen Abweichungen von der natürlichen Fußfolge, die ihren Ursprung in Verspannung, Steifheit und mangelndem Gleichgewicht haben, schädlich für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes sind.