Viele Dressurreiter sehen die Lektionen ausschließlich durch die Brille der Definitionen der FEI Regeln. Reitet jemand eine Lektion, wie beispielsweise ein Schulterherein, dann erfüllt es entweder die in den Regeln festgelegenen Anforderungen oder nicht. Anders gesagt, entweder es IST ein Schulterherein, oder es ist es NICHT. Dies ist mehr oder weniger die Sichtweise des Turnierrichters und ist vollkommen berechtigt auf Turnieren oder bei Schauprogrammen. In der Ausbildung betrachte ich das Ganze lieber etwas flexibler. Ich sehe Lektionen eher als Punkte auf einem Kontinuum, weil es unrealistisch ist, von einem Pferd oder einer Reiterin zu erwarten, dass sie gleich beim ersten Versuch ein perfektes Schulterherein oder eine perfekte Traversale ausführen können. Als Ausbilder und Lehrer müssen wir also für die Schüler eine Straße oder eine Treppe bauen, die sie von ihrem gegenwärtigen Standort zum fertigen Produkt führt. Das bedeutet, dass wir im Training und im Unterricht Prioritäten setzen und uns dem Endziel in vielen kleinen Lernschritten nähern müssen. Wenn wir gleich beim ersten Versuch Perfektion erwarten würden, wären bei Pferd und Reiterin Mißerfolg, Stress und Frustration vorprogrammiert.
Prioritäten setzen bedeutet, dass man bestimmte Mängel in der Ausführung vorübergehend ignoriert, da sie momentan weniger wichtig sind als gewisse andere Aspekte der Lektion.
Geschichte der Aufrichtung aus der Tiefe
Wenn man die Entwicklung der Reitkunst über längere Zeiträume verfolgt, stellt man in vielen Bereichen eine Pendelbewegung fest. Es gibt Modeerscheinungen, die bis zu einem gewissen Extrem getrieben werden. Dann ändern sich die Meinungen und das Pendel schwingt in die entgegengesetzte Richtung, wieder bis zu einem Extrem. Obwohl diese Entwicklungen oft auf richtigen Beobachtungen in Teilbereichen beruhen, sind die Extreme meist nicht zielführend und bringen oft gesundheitliche Nachteile für das Pferd mit sich. Es ist immer gefährlich, wenn man eine Beobachtung in einem Detail der Ausbildung verabsolutiert, zum einzigen Bewertungskriterium macht und dann auf die Spitze treibt, nach dem Motto: mehr ist besser.
Ein Beispiel solcher Extreme sind zwei diametral entgegengesetzte Einstellungen zum Vorwärts-abwärts Reiten. Am einen Ende des Spektrums befinden sich diejenigen Reiter, für das Vorwärts-abwärts Dehnen das höchste Ziel der Dressurausbildung und die Antwort auf alle Probleme darstellt. Viele davon glauben, dass man in der Pferdeausbildung nichts anderes machen darf, bis das Pferd sich vorwärts-abwärts dehnt. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich diejenigen, die jegliches vorwärts-abwärts kategorisch ablehnen, weil es ihrer Meinung nach das Pferd auf die Vorhand bringt und die Beine ruiniert.
5 Häufige Reiterfehler im Schenkelweichen
Es gibt 5 Fehler, die sehr oft vorkommen und es dem Pferd fast unmöglich machen, korrekt überzutreten.
Viele Reiter tun sich mit dem Schenkelweichen schwer, vor allem im Trab. Deshalb habe ich mich entschieden das Thema einmal hier im Newsletter zu besprechen, in der Hoffnung, dass es auch andere interessieren wird. Man kann die Diskussion auch auf die “richtigen” Seitengänge übertragen, da die meisten Punkte, die ich anspreche, universelle Gültigkeit besitzen und in allen Seitengängen auftreten.
4 Dinge, die Ihre Lektionen verbessern (Reiten Sie wie ein Komponist)
Im Unterricht sehe ich oft, dass Reiterinnen eine Lektion oder einen Übergang ohne sichtbare Vorbereitung für das Pferd (oder sich selbst) anfangen. Die Folge davon ist, dass die Lektion oder der Übergang nicht so gut gelingt, wie es möglich wäre. Da dies relativ weit verbreitet ist, dachte ich, ich würde es in einem Newsletter Artikel ansprechen. Dies ist ein wichtiges Thema, das scheinbar nicht oft systematisch thematisiert wird. Es gibt allerdings ein paar einfache Strategien, die Ihnen und Ihrem Pferd helfen, Ihre Übergänge und Lektionen deutlich zu verbessern.
Wir müssen ihm noch keinen Namen geben: Prioritäten beim Training setzen
Wir wissen alle aus Erfahrung, dass wir nicht alles auf einmal bekommen können, vor allem wenn wir dem Pferd eine neue Lektion beibringen, oder wenn wir selbst eine neue Lektion lernen. Es ist sehr schwierig, “alle Enten in eine Reihe” zu bekommen, wie man im Englischen sagt. Oft haben wir schon Glück, wenn alle unsere Enten auf dem gleichen See schwimmen. Das bedeutet, dass wir eine Entscheidung treffen müssen, welche Elemente einer Lektion wir zuerst einführen. Welche Aspekte sind die wichtigsten? Welche Aspekte sind grundlegend? Welche sind eher peripher und können später angegangen werden? Mit andere Worten, wir müssen Prioritäten setzen. Wir sollten mit dem zentralsten, wichtigsten Element anfangen und uns dann vom Zentrum zur Peripherie vorarbeiten.
Gedanken zur Funktion von Seitengängen
Seitengänge sind schön anzuschauen, wenn sie gut geritten sind. Sie machen Spaß und sie werden in bestimmten Turnieraufgaben verlangt. Darüberhinaus sind sie aber auch unverzichtbare Hilfsmittel bei der Pferdegymnastik. In diesem Newsletter möchte ich einige Gedanken und Beobachtungen zur gymnastischen Funktion der Seitengänge mitteilen. Es ist keine umfassende, abschließende Behandlung des Themas. Das würde den Rahmen des Blog sprengen.
Das Körpergefühl des Pferdes verbessern
Ein wichtiger Aspekt der Pferdeausbildung besteht darin, dass der Reiter beim Lehren einer neuen Lektion oder einer besseren Haltung zuerst das Körpergefühl, das Koordinationsvermögen und das Balanciervermögen des Pferdes verbessern muss. Dazu gehört, dass das Pferd lernt, seine Füße anders zu setzen, sein Gewicht anders zu verteilen und andere Muskelkonfigurationen einzusetzen als bisher. Das geht natürlich nur, wenn das Pferd weiss, wo seine Füße sind.
Es müssen also neurologische Verbindungen zwischen dem Gehirn und den entsprechenden Muskelgruppen hergestellt werden, damit es erst einmal lernt diese zu finden und zu aktivieren.